Kaspershof

Nach dem Erfolg des für die schönsten deutschen Bücher nominierten Romans „Im leichten Sitz“ gehe ich mit „Kaspershof“ den zweiten Teil meiner biografischen Erkundungen der lippischen Heimat an. Diesmal geht es um drei Frauen: Ida, Lea und Ute – und weiblichen Eigensinn.

Von zwölf Kindern der Ida Stanisławowa überleben nur sieben. Ihre 1908 in Łódz geborene, vaterlos aufwachsende Enkelin Lea wird ihr dreizehntes Kind. Nach einer kriegsbedingten Flucht ins Ruhrgebiet beginnt der mühsame Aufstieg aus dem Arbeitermilieu. Lea mag sich nicht fügen und sucht die Selbständigkeit – als Hebamme; das Höchste, was eine Frau aus kleinen Verhältnissen zu der Zeit an Unabhängigkeit erreichen kann. Als eine ehemalige Mitschülerin ihren Bezirk wegen Heirat aufgibt, übernimmt Lea – und so kommt das Großstadtkind aufs Land, ins lippische Wüsten über Herford. Bei den sturen Lippern eckt die lustige Polin gehörig an. Ihre 1942 auf eben jenem Kaspershof geborene Tochter Ute muss sich gegen die starke Mutter behaupten.

In lyrischer Prosa lässt der Roman die drei Frauen zu Wort kommen und versucht so, den Empfindungen von Verlust, Härte, Krankheit, aber eben auch Eigensinn, Lust und Kraft einen empathischen Ausdruck zu verleihen.

Dieses literarische Projekt macht es sich dabei auch zur Aufgabe, unserer von Hedonismus und Ängstlichkeit geprägten Zeit etwas entgegenzuhalten.